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Ausstellung in der Städtischen Galerie Traunstein

 

Traunsteiner Tagblatt
vom Dienstag, den 23.01.2007, ein Artikel von Inge Graichen

 

Objekte und Installationen aus Hanffasern und Perlongarn
Ausstellung >Stoff< in der Städtischen Galerie Traunstein mit Werken von vier Bildhauerinnen eröffnet neue Sehweisen.

 

Um möglichst vielen Künstlern die Möglichkeit zu geben, ihre Werke zu präsentieren und für die Betrachter das Kunsterlebnis zu steigern, führt die Städtische Galerie Traunstein in vielen ihrer Ausstellungen mehrere Künstler so zusammen, dass eine Palette unterschiedlicher Sehweisen, Kunstmittel und Materialien entsteht. Für die aktuelle Ausstellung wurden vier Bildhauerinnen eingeladen, die in Ihrer künstlerischen Arbeit mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen Gewebe, Textilien, Garne und Fäden verwenden oder den Umgang mit ihnen thematisieren. Der Ausstellungstitel >Stoff< bezieht sich auf dieses verbindende Element des Ausgangsmaterials im weitesten Sinne; doch auch die andere Bedeutung des Begriffes schwingt mit - >Stoff< als eine inhaltliche Kategorie, als der Gegenstand, mit dem sich die Künstlerin ästhetisch auseinandersetzt oder auch: den sie umspielt.

 

Spielerischer Umgang mit Wirklichkeit
Dieser spielerische Umgang mit Wirklichkeit manifestiert sich in den filigranen, aus handelsüblichen Trevira- und Perlongarnen gefertigten Objekten der Münchner Künstlerin Petra Hofmann, Jahrgang 1963, besonders in dem schwerelos im Raum schwebenden Schlauch aus einem engmaschigen Netz in transparenten Grün, der den Besucher empfängt, sobald er die Ausstellung betritt. Licht und Schatten bestimmen die Erscheinungsform der Objekte ebenso wie ihre eigentliche Materialität; mit diesem Phänomen verweisen die Objekte darauf, wie sehr sich die Wirklichkeit eindeutiger Festlegung entzieht.

 

Ute Vauk-Ogawa, Jahrgang 1957, bedient sich der organisch gewachsenen Faser Hanf, um in raumgreifenden Installationen ihre Positionen zu existentiellen Fragen des menschlichen Lebens auszudrücken - >das Verhältnis des Menschen zur Welt oder die tastende Suche nach Orientierung in der sich in unendlichen Facetten manifestierenden Welt< (Ute Vauk-Ogawa) – auf einer emotionalen, dem gedanklichen Erfassen zunächst unzugänglichen Ebene.
In den >roten Quellen< an der Wand verwendet Ute Vauk-Ogawa den gefärbten Hanf ansonsten ohne weitere Zusätze; in ihrem an Haare erinnernden Erscheinungsbild stehen die Fasern für das natürliche, Organische der uns umgebenden Realität. Die Boden-Installation dagegen besteht aus >roten Kugeln<, in denen der Hanf bei der Trocknung durch Zusätze gehärtet und komprimiert wurde. Das so verfremdete Material ist andererseits in organisch anmutenden Arrangements gruppiert, auf diese Weise Gegensatz und Zusammenwirken von >Künstlichkeit< und >Natürlichkeit< thematisierend. Durch die Installationen gewinnt der Raum eine besondere Ausdruckskraft, mit der assoziativen Wirkung des Materials lässt die Künstlerin elementare menschliche Regungen wie Freude und Schmerz, Geborgenheit und Verlorenheit anklingen.

 

Baupläne des Lebens
Am vielgestaltigsten sind die von Alexandra Hendrikoff, Jahrgang 1965, gezeigten Noetischen Hand Arbeiten. Wenn Noetik die Lehre vom wahren Erkennen ist, so werden die Kollagen, Wand- und Schwebeobjekte der gelernten Schreinerin und akademisch ausgebildeten Bildhauerin diesem Anspruch in beachtlichem Maße gerecht. Die künstlich-künstlerisch gestalteten Objekte schaffen eine eigene Natur, erinnern an Körperorgane, bilden überdimensionale Blüten, vergrößern die sonst nur mikroskopisch fassbare Struktur pflanzlicher und tierischer Zellen. Alexandra Hendrikoff erreicht dies durch den Einsatz unterschiedlichster Materialien - Gaze und Transparentpapier, Glas und Garne, aber auch Löwenzahnsamen und Holundersaft. Sie fügt sie mit großem handwerklichen Können zusammen, unter Einbeziehung von Techniken der Stoffbearbeitung, des Nähens und Stickens. In ihren zarten und filigranen Arbeiten vollzieht die Künstlerin die Baupläne des Lebens gleichsam nach und macht sie für den Betrachter vielfach erst sichtbar. Wie Petra Hofmann und Ute Vauk-Ogawa geht es ihr schließlich darum, unseren gewohnten Blick auf die Realität in Frage zu stellen, dessen Kategorien zu hinterfragen.

 

Schnittmuster menschlicher Beziehungen
Eine ganz andere Komponente der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit bringt die Künstlerin Gabriela Klages, Jahrgang 1951, ein. Auf den ersten Blick weit entfernt von der künstlerischen Sprache der anderen Ausstellerinnen ist doch auch ihr Thema die Ungesichertheit der Erkenntnis des Realen, jedoch bezogen auf den Weltausschnitt der menschlichen Beziehungen. In acht großflächigen Kollagen beschäftigt sie sich mit dem Vorgang des Kennenlernens zwischen Mann und Frau, reduziert diesen jedoch auf den Vorgang des >Maßnehmens<, wie er sich in der Tätigkeit des Schneiders darstellt. Dass es sich um ritualisierte Vorgänge handelt, drückt sich in der schematischen, immer wieder kehrenden Darstellungsweise der Bilder aus, zu denen sich die ausgebildete Schneiderin die Anregung aus einem Schnittmusterbuch der Zwanziger Jahre gesucht hat. Auf dieser Ebene der Stoff-Bearbeitung findet sich auch ein gemeinsamer Nenner zu den anderen Künstlerinnen der Ausstellung, die in noch direkterer Form Handarbeits-Techniken für die Einbindung entsprechender Materialien nutzen.

 

Die neue Sehweisen eröffnende und emotional anrührende Ausstellung wird noch bis 11. Februar gezeigt und ist
von Mittwoch bis Freitag von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet,
Samstag und Sonntag von 14 Uhr bis 18 Uhr.
Am Donnerstag den 08.02., gibt es eine Abendöffnung bis 21 Uhr;
der zweite Ausstellungsrundgang wird am 11. Februar um 15 Uhr angeboten.

 

Inge Graichen