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Ausstellung der Freien Ateliers und Werkstätten e.V.

 

Süddeutsche Zeitung
vom 17.06.2010 - von Barbara Nahr 


Ehrenbürger treten aus dem Schatten
Zwischen ehemaligen Zwangsarbeiter-Baracken in Neuaubing ist bis Mitte November ein Kunstweg zu begehen

 

Neuaubing - Ein lauwarmer Windstoß ändert die Wahrnehmung. Waren die Augen eben noch auf das Gegenüber gerichtet und in einer Gesprächspause ziellos ins Grün abgeschweift, so fängt ein Hauch von Bewegung sie plötzlich ein. Ein Weiß schimmert da oben eingebettet im Grün der Bäume und im Blau des Himmels. Durchsichtig fast. Einem Gitterbettchen ohne Füße gleich wogt zwischen zwei Pappeln ein Stoffgebilde, das eine Leichtigkeit ausstrahlt, eine Luftigkeit, wie sie Medusen im Meer verkörpern. „Da war der Appellplatz", nimmt das Gegenüber das Gespräch wieder auf. Alexander Werner ist Vorsitzender des Vereins Freie Ateliers und Werkstätten Ehrenbürgstraße (Fauwe). Allerdings wechselt er das Thema. Zuvor erläuterte er das Problem, mit dem sich die 18 ansässigen Handwerker und Künstler, die Auto- und Radlwerkstätten, der Kindergarten und die Krippe konfrontiert sehen:

Leichtes, Luftiges

gegen die Schwere

des historischen Ortes


Sie wissen nicht, was mit "ihrem" Gelände geschehen wird (Kasten). Er sitzt vor seiner Schreinerei auf Ehrenbürg, wie Ansässige das Gelände in der Ehrenbürgstraße 9 nennen. „Hier mussten sie sich jeden Morgen zum Appell aufstellen", sagt er.
Sie, das sind Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Sie wurden von den Nationalsozialisten von 1943 an ins „Reichsbahnlager" verschleppt und als Arbeitssklaven missbraucht.

...

Am Samstag und Sonntag hatten die Schaffenden hier ihre Ateliers und Werkstätten geöffnet, Musikern und Kabarettisten eine Bühne und zusammen mit dem Kindergarten "Die Ehrenbürger" und der benachbarten Jugendfarm Kinder- und Jugendprogramm geboten. Und sie haben, auch anlässlich der Tausendjahrfeier(Aubing), einen Kunstweg im Freien gestaltet: "Aus dem Schatten heraus" ist noch bis zur Finissage am 13. November tagsüber öffentlich zu begehen.


Eine seiner Stationen liegt eben am ehemaligen Appellplatz. Nur die Pappeln standen damals, in der NS-Zeit, dort, der Rest des Geländes war leer. Leer von Pflanzen. Natürlich gab es Baracken, errichtet in Ziegelbauweise, die stehen heute noch, eine sogar im Originalzustand. „Etwas Leichtes, Luftiges war für das Gelände wichtig", sagt Alexandra Hendrikoff über ihr zartes Gebilde. Denn das Areal strahle so viel Erdschwere aus. Die Bildhauerin arbeitet seit 1995 in Ehrenbürg. "Am Anfang hab ich hier auch in der Erde gewühlt", sagt sie. Nun hat die Künstlerin aus Moskitonetz ihr luftiges Werk gefertigt, runde Formen hinein gebrannt und es an zwei Bäume gebunden, wo es nun schwebt und wogt, eine Membran, nach oben offen, eine Hülle, ein zartes Etwas voll Luft - eine "Wiege für die Weltenseele", wie sie es nennt.

...


Runder Tisch erörtert Konzept
Neuaubing - Die Zukunft von Ehrenbürg steht in den Sternen.
Auf dem Gelände in Neuaubing, eingefasst von Wiesentfelser und Ehrenbürgstraße, steht das letzte von ehemals zirka 400 Zwangs-arbeiterlagern in München.
Dass das Gelände seit vergangenem Jahr unter Ensembleschutz und ein Gebäude, die Baracke V, unter Denkmalschutz stehen und dass zwei Splitterbunker zu Bodendenkmälern deklariert wurden, ist maßgeblich den ansässigen Kreativen auf dem Gelände zu verdanken: Sie beschlossen im Jahr 2007, den Verein Freie Ateliers und Werkstätten Ehrenbürgstraße (Fauwe) zu gründen, nachdem, wie rund zehn Jahre zuvor schon, Gerüchte über einen Abriss der Gebäude und einen Verkauf des Geländes aufgetaucht waren. Die Ansässigen haben Gewerbemietverträge, das heißt Kündigungs-fristen von nur drei bis sechs Monaten.
Der Verein will das Ensemble und die weitere Nutzung für Ateliers und kleine Handwerksbetriebe erhalten. Und er setzt sich mit der Historie auseinander.

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rana